Indian stellt FTR-Reihe bald ein
Wie sagte Karl Marx so schön „Geschichte passiert immer zweimal, beim zweiten Mal als Farce“
Irgendwie scheint in der Harley-Seele ganz tief die Angst verankert zu sein, von Indian überflügelt bzw. vorgeführt zu werden.
Anfang der zwanziger war es der Indian Flop „kleinvolumiger Längsboxer“ der schon wieder eingestellt war, als HD hektisch ein Konkurrenzprodukt auf den Markt warf (beide raubkopiert vom englischen Douglas-Militärmotorrad von WKI, teilweise modifiziert, nur war das kompromisslos als Geländemaschine ausgelegt wegen der möglichen hohen Einbaulage des konkurrenzlos flachen Boxermotors. Den Verlust dieser speziellen Eigenschaft hatten Indian und Harley nicht bedacht, als sie den Motor „traditionell tief“ einbauten, weswegen beide Produkte keine Zielgruppe hatten). Selbst die HD-4Ventil-Bahnrennmaschine der 20er war eine nacheilende Reaktion auf die zuvor schon - noch vom „Indian-Gründungstechniker“ Oscar Hedström wegweisend entwickelte - sehr erfolgreiche Indian-4-Ventil-Rennmaschine.
Auch die Einführung der Trockensumpfschmierung 1936 bei Knucklehead und 1937 bei Flathead erfolgte nur, weil Indian dieses Feature schon seit 1933 anbot. Überhaupt die einzige eigenständige Innovation war der OHV-Knucklehead, in allem anderen wurde Indian nachgeeifert.
Ein wegen des Konkurses von Indian 1954 erfolgreiches Hinterhecheln hinter Indians Scout, der Harley in den 20ern nichts entgegenzusetzen hatte, war der Sporty-Vorfahr „D-Modell“ 1929, der auf einmal wie die Scout einen kurzen Radstand, einen Flathead und die Kette rechts und damit viel leichter austauschbar hatte, Features, denen sich Harley in den 20ern penetrant verweigert hatte. Erst der „D-Urenkel“ XL wurde dann ab 57 ein Erfolg, als die Scout schon lange eingestellt war, aber bei Rennen immer noch siegreich war.
Mit der jetzigen RH-„Sportster“-Baureihe folgte HD schon wieder den gleichen Mustern, Indians FTR-Baureihe hinterherzuhecheln, ohne mal abzuwarten, ob die jemals an den Erfolg der XL heranreichen würde, was offensichtlich wieder mal nicht der Fall ist. Indian „Neu“ hatte die FTR „Scout“ rausgebracht, weil sie der Sporty nichts entgegenzusetzen hatten. Das HD darauf mit der RH reagierte und den überaus erfolgreichen Selbstläufer XL sich selbst bei lebendigem Leib amputierte, ist wohl nur tiefenpsychogisch zu erklären oder der Unfähigkeit des Schuhverkäufer-CEO‘s zuzuschreiben.
Ich glaube, angesichts der gleichfalls ausbleibenden Erfolge der RH wird diese früher oder später das gleiche Schicksal erleiden wie die FTR, wegen der sie überhaupt entwickelt wurde. Wer aus seinen Fehlern - hier der letzten 122 Jahre - partout nicht lernen will, muß sie halt immer wieder wiederholen. Nur gibt es diesesmal keinen erfolgreichen Selbstläufer XL mehr als Einsteiger- und historisch validiertes - Alternativkonzept, was heutzutage das Wertvollste ist, wo doch auch die Chinesen dank kurzsichtiger westlicher Nachhilfe moderne leistungsfähige Motorräder bauen können, und das zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Wer sich mit technischen Parametern messen will, muss sich zwangsläufig auch mit dem Kostenniveau der Chinesen messen. Nur einen historisch wertvollen Markennamen draufpappen und das Anderthalbfache verlangen, reicht offensichtlich in diesem von Preis-Leistungsverhältnis dominierten Segment nicht. Und alte Markenamen draufpappen können die Chinesen auch …
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
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